Klimaliste

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Über der 2-Grad-Grenze: Kipppunkte und Kontrollverlust

Im Pariser Klimaabkommen steht es klipp und klar: Auf höchstens 2 Grad Celsius soll die vom Menschen verursachte Erderhitzung begrenzt werden. Aber was passiert eigentlich, wenn wir diese Marke überschreiten? Die Helmholtz Klima Initiative zeigt es an erschreckenden Beispielen.

Das Minimalziel vorgeknöpft

Hier geht’s zum Beitrag auf helmholtz-klima.de: Welche Teile des Klimasystems drohen bei über 2 Grad zu kippen?

Die Wissenschaftler:innen der Klima Initiative haben sich das Minimalziel vorgeknöpft. Eigentlich hatten sich die 195 Vertragsparteien bei der Weltklimakonferenz 2016 sogar darauf verpflichtet, die menschengemachte globale Erwärmung auf „deutlich unter 2 Grad gegenüber vorindustriellen Werten“ und im allerbesten Fall auf 1,5 Grad zu begrenzen. Aktuell befinden wir uns aber eher auf dem Weg zu einer Erhitzung von 2,7 Grad.

Realistische Szenarien

Vom heutigen Stand aus sind also die von der Klima Initiative aufgelisteten erschreckenden Szenarien durchaus realistisch. Oder anders gesagt: Es handelt sich um durch Forschungsergebnisse untermauerte Prognosen. Die Initiative der Helmholtz Zentren vereint 13 Forschungsprojekte zur Klimaforschung, ihre Schwerpunkte liegen auf „Netto-Null-2050“ (Mitigation) und „Anpassung an Extrem-Ereignisse“ (Adaptation).

Gerade die Anpassung scheint unverzichtbar. Denn steigt die Temperatur tatsächlich um 2 Grad, kommt es zu den gefürchteten Kippeffekten. Dann sterben die Korallenriffe, die Permafrostböden tauen auf, das Eis in der Arktis schmilzt noch schneller. Wird die 2-Grad-Grenze überschritten, geraten voraussichtlich Teile des globalen Systems, das unsere Lebensbedingungen bestimmt, aus der Balance. Die Folgen: veränderte Meeresströmungen, Extremwetter, sterbende Ökosysteme.

Fataler Dominoeffekt

Nicht sicher kalkulierbar ist zum jetzigen Zeitpunkt der Dominoeffekt: Wird ein Kipppunkt erreicht, kann dieser wiederum weitere anstoßen. Hier ein Beispiel aus dem Bericht der Initiative:

„Wenn es immer weniger weiße, mit Schnee und Eis bedeckte Flächen am Nordpol gibt, wird weniger Sonnenstrahlung zurück ins All reflektiert – was zu einer zusätzlichen Erwärmung der Atmosphäre führt und damit auch zu einer Ausdehnung des Wasservolumens in den Meeren. Viele hundert Millionen Bewohner:innen in den Küstenregionen und Inselstaaten wären dann unmittelbar vom zunehmenden Meeresspiegelanstieg betroffen. Auch globale Wetterphänomene – wie die Monsunwinde oder das El-Niño-Phänomen – würden sich durch das Abschmelzen des Eises einschneidend verändern und intensivieren.“

Die Klima Initiative hat die wichtigsten möglichen Kipppunkte zusammengestellt und erläutert diese in ihrem Bericht. Einige Beispiele:

·      Ein Abschmelzen der Ostantarktis würde den Meeresspiegel massiv ansteigen lassen.

·      Der indische Monsun könnte destabilisiert werden, was extreme Niederschläge und damit großflächige Überschwemmungen zur Folge hätte.

·      Die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes hat bereits jetzt globale Auswirkungen, da in diesem ein Viertel des Kohlenstoff-Austauschs zwischen Atmosphäre und Biosphäre stattfindet. Der Prozess droht sich komplett ins Gegenteil zu verkehren.

Die für die CO2-Kompensation extrem wichtigen Nordischen Nadelwälder werden durch die Erderhitzung bedroht. Die CO2-Speicher müssten Busch- und Graslandschaften weichen.

Es geht um unsere Lebensgrundlagen

Zusammengefasst: Durch Überschreiten eines oder mehrerer Kipppunkte verläuft der Klimawandel schneller und hat unabsehbare, auf jeden Fall katastrophale Folgen. Es geht um nichts weniger als um unsere Lebensgrundlagen. Der Klimawandel ist dabei eine Frage von Jahrzehnten. Schon die nächsten Generationen werden seine Auswirkungen zu tragen haben.

Die 2-Grad-Grenze zu überschreiten, führt die Welt geradewegs in den Abgrund. Wir fordern daher von der aktuellen Bundesregierung, die Klimakrise als größte Bedrohung der Menschheit anzuerkennen und ihr Handeln danach auszurichten. Dazu brauchen wir  Gesetze und Regelungen, mit denen sich der Umbau zur Klimaneutralität beschleunigen lässt sowie eine Außenpolitik, die das Klima als dringendstes Thema konsequent in den Fokus rückt.

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