Land- und Forstwirtschaft

Landwirtschaft, Forstwirtschaft und andere Bodennutzungen sind weltweit für ca. 23 % der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Dabei ist Waldrodung hauptsächlich für Kohlenstoffdioxidemissionen biologischer Quellen verantwortlich, Methanemissionen entstehen meist in der Viehhaltung und im Reisanbau und Lachgasemissionen werden vorrangig im Ackerbau durch Düngemittel verursacht.

Rechnet man alle beteiligten Schritte in der Lebensmittelproduktion mit ein, also z. B. auch Verarbeitung, Transport, Verpackung und Lagerung, erhöht sich der Anteil der Treibhausgas-Emissionen in diesem Sektor sogar auf bis zu 37 %.IPCC https://www.ipcc.ch/site/assets/uploads/sites/4/2020/07/03_Technical-Summary-TS_V2.pdf (ipcc.ch, Seite 42) In Deutschland trägt die Landwirtschaft mit 7,4 % einen substantiellen Anteil zu den gesamten Treibhausgas-Emissionen bei.Umweltbundesamt https://www.umweltbundesamt.de/daten/landforstwirtschaft/beitrag-der-landwirtschaft-zu-den-treibhausgas#treibhausgasemissionen-aus-der-landwirtschaft

Land- und Forstwirtschaft weisen somit ein großes Potenzial auf, Treibhausgas-Emissionen einzusparen. Aber auch andere negative Auswirkungen der intensiven Landwirtschaft auf unsere Umwelt, wie Bodenerosion, Bodenverdichtung, Verminderung der Bodenfruchtbarkeit und Verminderung der Gewässerqualität durch die unsachgemäße Ausbringung von Düngemitteln, der unsachgemäße Einsatz von Insektiziden, Herbiziden und Fungiziden und der damit einhergehende Verlust der Artenvielfalt und Biodiversität müssen endlich gestoppt werden und die zwingend notwendige Grundwasserneubildung gefördert werden.

Die Landwirtschaft ist Verursacherin, Leidtragende und Heilbringende zugleich. Die Dürre der letzten Jahre macht den Handlungsbedarf deutlich. Eine konsequente Umstellung auf regenerative und gemeinwohlorientierte Landwirtschaft und Landnutzung ist zwingend notwendig. Die Landwirtschaft muss sich an die veränderten Bedingungen anpassen und die Verantwortung für das genutzte Land übernehmen. Werden die Stoffkreisläufe nicht beeinträchtigt, sondern unterstützt, kann die Landschaft die vielfältigen Ökosystemleistungen erbringen von der die Existenz unserer Biosphäre abhängt. Die Änderung der Bewirtschaftung hin zu regenerativen Anbaumethoden mit Agroforst kann nicht nur zur Minderung der Treibhausgas-Emissionen beitragen, sie kann sogar helfen Treibhausgase aus der Atmosphäre wieder in den Böden zu binden, Niederschläge im Boden zu speichern und zu recyceln (Schwarzer 2021).

Transformation der Landwirtschaft

Die Landwirtschaft soll von einer der größten Treiberinnen der Klimakatastrophe zu einer Verbündeten im Kampf gegen sie werden. Gleichzeitig kann die Landwirtschaft die Biodiversität massiv fördern. Eine der Hauptursachen des Biodiversitätsrückgangs in unserer Agrarlandschaft ist neben dem massiven Einsatz von Pestiziden der Verlust kleinräumiger Strukturen, wie Hecken, Feldholzinseln, einzelnen Bäumen. Daher liegt der Fokus unserer geforderten Maßnahmen auf der Förderung und Schaffung kleinstrukturierter Betriebe, welche durch Nutzung regenerativer und nicht intensiver Anbaumethoden zur Erholung von Böden (Aufbau von Humus, Wiederherstellung der Bodenfruchtbarkeit) und Ökosystemen beitragen und somit große Mengen an Treibhausgasen, Energie, Ressourcen, Flächen und Wasser einsparen. Um dieses Ziel zu erreichen sind unter anderem folgende Maßnahmen umzusetzen:

In den letzten Jahren gab es eine immense Übernahme landwirtschaftlicher Flächen in Deutschland. Große Agrarkonzerne verdrängen zunehmend kleine Landwirtschaftsbetriebe, die dem Preisdruck der Lebensmittelindustrie und den globalen Agrarmärkten nicht gewachsen sind. Dies hat zu einer Zunahme agrarindustrieller Anbau- und Bewirtschaftungsmethoden geführt, die große Agrarflächen unter Einsatz von Pestiziden und industriellen Agrarmaschinen bewirtschaften. Die Ausrichtung rein auf Wachstum und kurzfristigen Gewinn hat enorme ökologische und gesellschaftliche Folgen. Diesem Prozess wollen wir entgegenwirken und fordern daher:

Durch die Umsetzung der Maßnahmen könnten viele neue Arbeitsplätze entstehen, die Versorgung mit gesunden Lebensmitteln gewährleistet und die Gesundheit der Bevölkerung verbessert werden. Außerdem würden die Artenvielfalt gefördert, gesunde Böden zurückgewonnen und die Wasserqualität verbessert werden. Durch die potenziell höheren Lebensmittelpreise besteht die Notwendigkeit der Flankierung der Maßnahmen durch Unterstützung einkommensschwacher Gruppen.

Lebensmittelverschwendung reduzieren

Ein großes Problem stellt die Lebensmittelverschwendung dar. In Deutschland werden jedes Jahr ca. 12 Mio. Tonnen Lebensmittel weggeworfen.Johann Heinrich von Thünen-Institut https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Ernaehrung/Lebensmittelverschwendung/TI-Studie2019_Lebensmittelabfaelle_Deutschland-Langfassung.pdf;jsessionid=F43290DA94D3818EA15BA50DC4267225.live831?__blob=publicationFile&v=3 (bmel.de) Davon wäre theoretisch die Hälfte vermeidbar. Dabei entsteht in privaten Haushalten mit 51 % der größte Anteil an Lebensmittelabfällen. Aber auch die Produktion und Verarbeitung tragen mit 30 % maßgeblich dazu bei. Diese Lebensmittelverschwendung bedeutet einen immensen Verlust von Energie, Ressourcen und Flächen und wirkt sich somit negativ auf unsere Treibhausgas-Emissionen aus. Um diesem Verlust entgegenzuwirken müssen wir folgendes umsetzen:

Tierwohl stärken

Tierhaltung und Düngemittelnutzung setzen große Mengen CO2, Methan und Lachgas frei. Hinzu kommen hohe Transportaufkommen innerhalb der gesamten Produktionskette und eine enorme Menge an Verpackungsmüll. Aber nicht nur Nachhaltigkeitsaspekte müssen bei tierischen Lebensmitteln betrachtet werden, sondern auch explizit die Ethik. Tierische Lebensmittel stammen überwiegend aus Massentierhaltung. Meist werden Tiere gewaltsam den Haltungsformen angepasst, z. B. durch Abtrennung von Hörnern, Schnäbel oder Ringelschwänzen. Die wesentlichen Grundbedürfnisse und die Bewegungsfreiheit werden oft ignoriert oder stark eingeschränkt. Der routinemäßige Einsatz von Antibiotika steht in der konventionellen Landwirtschaft auf der Tagesordnung, was auch enorme Gefahren für die menschliche Gesundheit bedeutet.Albert Schweitzer Stiftung https:\albert-schweitzer-stiftung.de\massentierhaltung Um die negativen Auswirkungen der Tierhaltung auf unsere Umwelt zu stoppen und das Leid vieler Tiere zu beenden, müssen folgende Maßnahmen umgesetzt werden:

Plastikmüll reduzieren

2018 wurden in Deutschland 18,9 Mio. t Verpackungsmüll erzeugt, davon wurden 69 % Recycled und insgesamt 96,9 % verwertet.https://www.umweltbundesamt.de/daten/ressourcen-abfall/verwertung-entsorgung-ausgewaehlter-abfallarten/verpackungsabfaelle#verpackungen-uberall Besonders bei tierischen Produkten sind aus hygienischen Gründen Verpackungen ohne Kunstoff unvorstellbar. Der nicht verwertete Anteil an Plastikmüll stellt ein großes Problem dar. Mikroplastik ist Mitverursacher des Artensterbens in den Ozeanen. Der Anteil an alten Fischenetzen im "Great Pacific Garbage Patch" beträgt 46 % des dort treibenden Mülls.https://www.nature.com/articles/s41598-018-22939-w. Dies ist mit ein Grund dafür, dass sich industrieller Fischfang negativ auf Artenvielfalt und Ökosystemleitsung der Ozeane auswirkt insbesondere dem Plankton.

Daher fordern wir:

Nachhaltige und gesunde Ernährung stärken

Unser Ernährungssystem ist maßgeblich am Verlust unserer Lebensgrundlagen beteiligt. Es befeuert den Klimawandel, trägt zum Artenverlust bei und hat negative Auswirkungen auf unsere Böden. Unsere Weltmeere drohen durch Nährstoffeintrag zu versauern. In Europa gehen 25 % der Treibhausgasemissionen auf das Konto der Lebensmittelerzeugung.Nachhaltige Ernährung- BZfE https://www.bzfe.de/nachhaltigerkonsum/grundlagen/nachhaltige-ernaehrung/ Unsere Ernährungsweise hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich gewandelt. Es werden immer mehr Fertigprodukte konsumiert, welche meist zu viele Kalorien, zu viel Zucker und Salz und ungesunde Fette enthalten. Das hat natürlich Konsequenzen für die Gesundheit. Mittlerweile zählen 47 % der Frauen, 62 % der Männer und 15 % der 3- bis 17-Jährigen in Deutschland als übergewichtig. Diabetes wird immer häufiger diagnostiziert.BMEL https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/Wenigerist-mehr-ReduktionSalzZuckerFett.pdf?__blob=publicationFile&v=17 Um eine nachhaltige und gesunde Ernährung zu stärken und zu fördern, wollen wir folgende Maßnahmen umsetzen:

Nachhaltige Forstwirtschaft etablieren

Unser Ziel ist es, gesunde, artenreiche und widerstandsfähige Wälder für uns und unsere nachfolgenden Generationen zu schaffen. Wälder sind für die Menschen in unserem Land ein Ort der Erholung, liefern aber auch Holz als Bau- und Heizstoff. Der Zustand vieler Wälder in Deutschland ist nicht gut: Der Kronenzustand hat sich bei vielen Baumarten deutlich verschlechtert. Die mittlere Kronenverlichtung ist im Durchschnitt aller Baumarten mit 26,5 % so hoch wie noch nie. Auch die Absterberate hat stark zugenommen. Vor allem ältere Buchenwälder zeigen starke Absterbeerscheinungen. Aber auch jüngere Bäume weisen einen negativen Trend auf.BMEL https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/ergebnisse-waldzustandserhebung-2020.html.

Solche Wälder, die im Moment dem Klimawandel nicht standhalten können, sollen an dessen Folgen angepasst werden, um resilienter zu sein. Dafür wollen wir folgende Maßnahmen umsetzen: